Das
        Jahr war schön und wird nicht wiederkehren.
        Du wußtest, was ich wollte, stets und gehst.
        Ich wünschte doch, daß du mich nicht verstehst.
        Ich
        riet dir manchmal dich von mir zu trennen,
        und danke dir, daß du bis heute bliebst.
        Du kanntest mich und lerntest mich nicht kennen.
        Ich hatte Angst vor dir, weil du mich liebst.
        Du
        denkst vielleicht, ich hätte dich betrogen.
        Du denkst bestimmt, ich wäre nicht wie einst.
        Und dabei habe ich dich nie belogen
        Wenn du auch weinst.
        Du
        zürntest manchmal über meine Kühle
        Ich muß dir sagen: Damals warst du klug
        Ich hatte stets die nämlichen Gefühle.
        Sie waren aber niemals stark genug.
        Du
        denkst, das klingt, als wolle ich mich loben
        Und stünde stolz auf einer Art Podest.
        Ich stand nur fern von dir. Ich stand nicht oben
        Du bist mir böse, weil du mich verläßt.
        Es
        gibt auch andre, die wie ich empfinden
        Wir sind um so viel ärmer, als ihr seid.
        Wir suchen nicht. Wir lassen uns bloß finden.
        Wenn wir euch leiden sehen packt uns nur der Neid.
        Ihr
        habt es gut. Denn ihr dürft alles fühlen.
        Und wenn ihr trauert, drückt uns nur der Schuh.
        Ach, unsre Seelen sitzen wie auf Stühlen,
        und sehn der Liebe zu.
        Ich
        hatte Furcht vor dir. Du stelltest Fragen.
        Ich brachte dich und tat dir dich nur weh.
        Du wolltest Antwort. Sollte ich dir sagen:
        Geh...
        Es
        bequem, mit Worten zu erklären.
        Ich tu es nur, weil du es so verlangst.
        Das Jahr war schön und wird nie wiederkehren.
        Und wer kommt nun? Leb wohl! Ich habe Angst.
        Erich
        Kästner